3. Teil: Unterwegs zu verschiedenen spirituellen Orten - unterwegs zu den Göttern...
Unterwegs zu den Göttern - in meinem Indienreiseführer steht: für die meisten Inder ist die Anwesenheit des Göttlichen im Alltag eine
unbestrittene Tatsache.
Ich muss sagen, das ist es auch, was mich hier fasziniert und was diese Welt für mich völlig unterscheidet von unserer Welt, wo Gott zunehmend keine Rolle mehr spielt.
Neben dem Göttlichen im Alltag gibt
es aber auch unzählige Heilige Orte, Ashrams... wo Glaube, Spiritualität und Religion lebendig sind. Die Spiritualität, die ich hier erlebt habe ist sehr weit - immer geht es um universelle Liebe, um Frieden und Licht. Omh shanti!
So
kam ich auf meiner ersten Reise zuerst in den Ashram von der Amma. Als ich bei Dunkelheit mit der Rikshah in der Nähe des Ashrams ankam - drangen ihre Gesänge in mein Ohr –
die ganze Welt - Backwaters, Palmen...- die ganze Atmosphäre war erfüllt von den Klängen ihrer Musik. Es war wunderbar. Und so bin ich dann nach einer kurzen Zeit der Meditation und des Wahrnehmens dieses Ortes mit dem Boot über die Backwaters
gefahren worden zum Ashram. Es war eine bewegende Erfahrung für mich – so viele Menschen, die spirituell unterwegs waren – es war für mich der Himmel auf Erden – und auch die Lehren von der Amma konnte ich gut mit meiner christlichen
Gottesvorstellung verbinden.
Dann kam ich zum Taizé Treffen nach Kalkutta. Es war schön, dort zu sein - vertraut und es war mir bewußt, dass Taizé mein Zugang war, zu all diesen Erfahrungen. Das Treffen selbst war, wie alle
Taizé-Treffen und ich war froh, als ich wieder alleine unterwegs sein konnte – unmittelbar im Kontakt mit diesem fremden Land und seinen Menschen – in unmittelbarer Gottesbeziehung.
Nach Kalkutta reiste ich weiter nach Bodhgaya, dem Ort, wo Buddha erleuchtet wurde. Der Geburtsort des Buddhismus. Ich lebte dort für ein paar Tage in dem tibetischen Kloster mit den Mönchen. Jeden Morgen ging ich zur Mediation mit den
Mönchen und den ganzen Tag verbrachte ich in dem zentralen Klostergelände rund um den Bodhybaum der Erleuchtung. Es war eine tolle Erfahrung von Stille und Meditation und zugleich hatte ich interessante und bewegende Begegnungen mit den Menschen
dort. Nach ein paar Tagen in dieser friedlichen Atmosphäre an diesem bedeutenden buddhistischen Ort bin ich aufgebrochen nach Varanasi. Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich in diese große und voraussichtlich laute Stadt aufbrechen wollte, Kalkutta
war mir noch in Erinnerung, laut und kaum Luft zum Atmen. Irgendwie wäre ich gerne in Bodhgaya geblieben….
Doch dann kam alles anders als erwartet. Varanasi, die heiligste
Stadt der Hindus, hat mich völlig verzaubert. Besser gesagt, der Ganges, die Menschen, die spirituelle Musik…. Früh morgens bin ich aufgestanden, habe ein Ruderboot gemietet und bin mit der aufgehenden Sonne auf dem Ganges entlang dieser
wunderbar alten Stadt entlang auf diesem heiligen Fluss gefahren. Das Licht der Sonne auf dem Wasser; Menschen, die frühmorgens zum Ganges kommen, um ein Bad in dem heiligen Fluss zu nehmen, Puja am Wasser, Segnungen, Gebet, Lichter, die aufs Wasser gesetzt
werden….Alles hat mich völlig fasziniert. Ich habe Varanasi als einen sehr heiligen Ort erlebt, ein Ort voller Hingabe an Gott – und ich sah und spürte, wie von hier aus ganz viel Licht in diese Welt ausgesandt wird – Varanasi
eine Quelle des Lichts für diese Welt. Ich war inzwischen mehrmals dort.
Meine erste Reise ging weiter nach Agra zum Taj Mahal an eine muslimischen Ort. Und in Agra hatte ich
dann sogar die Ehre, dass ich in die Moschee eingeladen wurde. So konnte ich auch einen muslimischen Gebetsort besuchen, was mir als Frau bis dahin verschlossen war. Indien ist nach Indonesien und Pakistan das Land mit den drittmeisten Moslems auf dieser
Welt. Und auch wenn die Moslems hier nur 14% der Bevölkerung ausmachen, ist das doch eine ganze Menge und so prägt der Islam auch ganz deutlich das Bild von Indien.
Es gibt besonders in Kerala sehr viele Christen und war ich besonders bei meiner ersten Pilgerreise besonders auch daran interessiert, das Christentum in dieser fremden Kultur kennenzulernen. Ich habe inzwischen Orte gefunden, die für mich interessant sind. Auf
meiner ersten Reise war ich eher enttäuscht, weil die Kirchen eher so sind wie bei uns und ich diese fremde, interessante und reiche spirituelle Kultur dort nicht entdecken konnte.
Ich freue mich, dass ich inzwischen auf Shantivanam gestoßen
bin, den Ashram von Bede Griffith und ich in Pater Sebastian Painadath einen guten christlichen spirituellen Lehrer gefunden habe, der das Christentum und die indische Philosophie verbinden kann.
Und warum schreibe ich das alles? Die Erfahrungen die
ich auf meiner ersten Reise in Indien gemacht habe, gerade auch in der Begegnung mit Menschen anderer Religionen und einer fremden Kultur, haben mich neugierig gemacht mehr zu verstehen von dieser fremden Welt und so bin ich die letzten Jahre immer wieder
hierher gereist und dies ich auch die Motivation meine Sabbatzeit hier zu verbringen.