Dass wir Menschen sind, das wissen wir.
Dass wir göttlich sind, dafür müssen wir nach Bethlehem gehen und uns die Menschwerdung Gottes näher betrachten und wir können von den Mystikern lernen. Mystiker sind Menschen,
die eine tiefe Einheitserfahrung mit Gott erfahren haben.
Von den Mystikern können wir lernen: Du bist zu einem höheren Bewußtsein berufen. Dies ist das Herzstück der Spiritualität der Menschheit, auch der christlichen Spiritualität.
Im Bereich der mystischen Einheitserfahrung begegnen sich alle Religionen hier gibt es nichts Trennendes mehr.
Augustinus (345-430):
Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde.
Christus ist geboren; möge er auch in unseren Herzen geboren werden.
Meister Eckhard (1260-1328):
Gott und ich - wir sind eins. Er wirkt und ich werde.
Die göttliche Natur
ist Eins. Im Einen findet man Gott, und Eins muss der werden, der Gott finden soll. Eines mit Einem, Eines von Einem, Eines in Einem und in Einem Eines ewiglich. In diesem Einen, im innersten Quellgrund, gebiert der Vater seinen Sohn. Dort entfaltet sich als
Blüte der heilige Geist.
Martin Luther (1483-1546):
Deshalb wird Gott Mensch, damit der Mensch Gott werde. Christus und der Glaubende werden "wie eine Person". Der Glaubende ist ein
göttlicher Mensch.
Ignatius von Loyola (1491-1550):
Erwägen, wie Gott in den Geschöpfen wohnt, in den Elementen Dasein, in den Pflanzen wachsendes Leben, in den Tieren sinnliches
Fühlen, in den Menschen geistige Einsicht verleihend. Und so auch in mir: wie Er mir Dasein gibt, mich durchseelt, mir Sinne erweckt und geistige Einsicht verleiht, wie Er desgleichen einen Tempel aus mir macht, da ich zu einem Gleichnis und Bild seiner
Göttlichen Majestät geschaffen bin.
Teresa von Avila (1515-1582):
Wir wollen nun von der göttlichen und geistlichen Vermählung sprechen. Diese geheime Vereinigung vollzieht
sich in der allerinnersten Mitte der Seele, also an dem Ort. wo Gott selber weilt. Was der Herr hier der Seele in einem Augenblick mitteilt, ist ein so großes Geheimnis und eine so hohe Gnade, und das Entzücken, das die Seele dabei empfindet, ist
so übermächtig, dass ich es mit nicht anderem vergleichen kann als der Seligkeit im Himmel. Es läßt sich nichts weiter davon sagen, als dass die Seele eins geworden ist mit Gott. Hier ist es, wie wenn Wasser vom Himmel in einen Fluss oder
eine Quelle fällt, wo alles ncihts als Wasser ist, so dass man weder teilen noch sondern kann, was nun das Wasser des Flusses ist und das Wasser, das vom Himmel gefallen; oder es ist wie wenn ein kleines Rinnsal ins Meer fließt, von dem es durch
kein Mittel mehr zu scheiden ist; oder aber wie in einem Zimmer mit zwei Fenstern, durch die ein starkes Licht einfällt: dringt es auch getrennt ein, so wird doch alles zu einem Licht.
Johannes vom Kreuz (1542-1591):
Die dunkle Nacht ist ein Wirken Gottes in der Seele, das sie von ihrem zuständlichen natürlichen und geistigen Unwissen und ihren Fehlern läutert. In ihr unterweist Gott die Seele und belehrt sie über die Vollkommenheit der Liebe.
Die Mitte der Seele ist Gott. Sobald der Mensch entsprechend der ganzen Fassungskraft seines Wesens und entsprechend der Kraft seines Wirkens und seines Hanges zu Gott gelangt ist, ist er zu seiner letzten und tiefsten Mitte in Gott gelangt. Die Liebe Gottes
wird dazu gelangen, den Menschen Gott gleich zu gestalten und seinem ganzen Wesen, und seinem Vermögen und seiner Fähigkeit nach zu erleuchten, bis sie ihn soweit bringt, dass er Gott zu sein scheint. Ganz wie der reine und klare Kristall, der vom
Licht überfallen wird: Er wird heller und heller, bis er ganz Licht zu sein scheint und sich vom Licht nicht mehr unterscheidet; allmählich erscheint der Kristall wie Licht!
Jakob Böhme (1575-1624):
Jesus Christus muss in dir Mensch geboren werden, willst Du Gott erkennen.
Blaise Pascal (1623-1662):
Das Herz ist es, das Gott spürt, und nicht der Verstand. Und darin besteht der
Glaube: Gott dem Herzen spürbar, nicht dem Verstand. Da Gott jedoch verborgen ist, ist jede Religion unwahr, die nicht sagt, dass Gott verborgen ist. Weil wir alle Gott unfähig sind, hat Gott selbst sich zum Menschen gemacht, um sich mit uns zu vereinen.
Teilhard de Chardin (1881-1955):
Christlicher Glaube führt zur Vereinigung der Seelen in einem mystischen Leib, zum Strom und Leben der Gnade.
Emmanuel, Gott mit uns - das ist das
tiefste Postulat der menschlichen Intelligenz. Wir wollen Gott mit uns als den Träger, das Zentrum, die Seele unserer Welt - nicht mehr den Gott, der außerhalb unserer Masse existiert und mit uns juridisch verkehrt.
Durch die grundlegende
Schau erhellen sich plötzlich die Wesen innerlich, und Gott wird in allem Werden kreisend und greifbar gesehen.
Wir spüren Gott überall, wie den Atem. Wir intensivieren ihn um uns herum, indem wir die Welt vergeistigen. Wir können
also im Herzen des Universums Gott betasten. Die kosmische Liebe kann als Vermittler dienen, um die personale Liebe zu vergöttlichen.
Thomas Merton (1915-1968):
Der Innere Selbst ist
so verborgen wie Gott und entzieht sich wie Gott jedem besitzergreifenden Zugriff.
Weil unser Innerstes Ich das vollkommene Bild von Gott ist, findet man, wenn das Ich wach werde, in sich selbst die Gegenwart von dem, dessen Bild es ist. Gott und die
Seele scheinen nur ein einziges Ich zu haben. Sie sind, durch göttliche Gnade, derart, als wären sie eine einzige Person. Sie atmen und leben und handeln als ein einziger.
Der mystische Leben gipfelt in einer Erfahrung von Gottes Gegenwart,
die jede Beschreibung übersteigt und die nur möglich ist, weil die Seele völlig in Gott umgeformt und sozusagen ein Geist mit ihm geworden ist. Das ist das Erwachen des Logos in uns: eine gewaltige Bewegung des übernatürlichen und
göttlichen Lebens.
Swami Abhishiktananda (Henri Le Saux OSB) (1910-1972)
In meiner innersten Mitte, im gehiemsten Spiegel meines Herzens, suchte ich das Bild dessen zu entdekcen, von
dem ich bin, dessen, der im unendlichen Raum meines Herzens lebt. Doch das Abbild wurde immer Schwächer und wurde bald im Strahlen des Urbildes aufgesogen. Schritt für Schritt stieg ich hinab in das, was mir wie stufenweise Tiefen meines wahren Selbst
erschien: mein Sinn, mein Bewusstsein und meine Freude im Sein. Zuletzt blieb nichts mehr übrig, außer Ihm selbst, dem Einzigen, unendlich alleinen: Sein-Bewusstsein-Seligkeit, Saccidananda. Im Herzen von Saccidananda war ich zu meiner Quelle zurückgeführt.
Tat tvam asi - Das bist du! Du bist göttlich - waren die letzten Worte, die ich verneahm, bevor ich einschlummerte im Schlaf des Seins.
Nur wenn ich einmal zu meinem wahren, göttlichen Selbst aufgestiegen bin - darin eingetaucht bin-, kann
ich auch in das Herz aller Geschöpfe eintauschen, so wie Gott selbst darin eintaucht: in meine eigene Tiefe hinabsteigen, in das göttliche Selbst, den Grund meines Ichs, und alle Lebenwesen in der Nicht-Dualität umarmen; alle Wesen als mir zugehörig
fühlen, und mich selbst als das Selbst aller Wesen erfahren.
Die Zitate wurden entnommen aus einer Zusammenstellung von Pater Sebastian Painadath SJ: Erkenne, wer Du bist: Du bist göttlich! ~ Texte zur Vergöttlichung des
Menschen (Theosis) 2016